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Barbara Groher im Goetheanum


WORT WIRD BILD,
BLEIBT WORT
IM BILD



Interview in STIL, Zeitschrift für Goetheanismus

Barbara Groher wurde 1941 in Leipzig geboren, war von 1961 bis 1965 Galeriesekretärin bei Alfred Schmela in Düsseldorf. Ausgestellt wurde dort zu ihrer Zeit von Christo bis Beuys: «Ich lernte sehen», so sagt sie. Ab 1966 war sie als Texterin u. a. bei Doyle Dane Bernbach, Düsseldorf und später bei John Schmid in Arlesheim tätig: «Ich lernte schreiben», berichtet sie weiter. 1968 heiratete sie Rolf Preisig, 1970 und 1973 wurden die Töchter Anna und Mira in Düsseldorf geboren. Dann folgte der Umzug nach Basel und die Eröffnung der Galerie Rolf Preisig. Zwischen Kindern, Kunst und Werbung entstanden Lyrik und Romane. Das erste Poesiebüchlein trägt den Titel Ein Baum ist eine Wurzel ist ein Baum, 1982; der zweite Roman heißt Das Gegenteil von kaputt, 1990. Mit 68 begann sie, Verbales und Visuelles zu verbinden: Buch, Kunst, Buchkunst.

Wenn man Sie besucht, dann geht man durch einen wunderschönen Garten auf ein altes Holzhaus zu. Auf dem Weg zu dem Haus sind Buchstaben in den Boden eingefügt. Da ist zu lesen «Aeternitas». Welche Bedeutung haben Buchstaben für Sie und was verbinden Sie mit dem Wort «Aeternitas»?

Die Buchstaben des Wortes Aeternitas – Ewigkeit – habe ich vor ein paar Jahren in einer Ausstellung auf einem alten Friedhof gezeigt, die «Sichtbares – Unsichtbares» hieß. Damit ist schon viel gesagt: dass die Verbindung von dem, was zu sehen und was nicht zu sehen ist, eine Realität für mich ist oder sein kann – also philosophisch denkbar ist. Die Buchstaben dieses Wortes, überhaupt der Umgang mit Buchstaben und Worten, ist für mich von großer Bedeutung. Nicht nur als Schriftstellerin und Lyrikerin, sondern auch als Malerin. Vom Wort wird auch gesagt, es sei eine Manifestation des Göttlichen. So ist natürlich jeder Gedanke, jeder Buchstabe, jedes Wort und alles, was damit zusammenhängt, äußerst achtsam und bedachtsam zu behandeln.

Wie sind Sie zur Schrift und zur Sprache gekommen und wie zur Kunst? Was war zuerst da?

Als ich ganz jung war, ging ich in eine Galerie in Düsseldorf, um dort zu arbeiten. Die erste Ausstellung war Christo, die letzte, als ich ging, Joseph Beuys gewidmet. Während dieser fünf Jahre habe ich viele Ausstellungen von Künstlern gesehen, die heute Rang und Namen haben. Ich habe alles ohne Vorwissen aufgenommen, angeschaut und immer mehr geschaut und immer mehr versucht, Verbindungen zu finden zwischen den verschiedenen Kunstrichtungen und zu ahnen, was die Kunst ausmacht und bedeutet. So kam ich dazu, das Schauen zu lernen, allmählich erkennend zu schauen. Dann begann ich Kunst zu sammeln, weil ich sie wunderbar fand. Aber ich hatte zu wenig Geld. So wurde ich Werbetexterin, das ging autodidaktisch sehr schnell, und von da an arbeitete ich in namhaften Agenturen und mit bekannten Unternehmen zusammen. Durch das Texten kam ich zum Wort und benutzte das Wort, um Dinge zu verkaufen. Im Nachhinein ist mir das suspekt. Ich würde diesen Weg so nicht wiederholen. – Wenn ich zurückblicke, war die Kunst das erste, das da war. Dann kam die Bewunderung für sie. Dann das Wort und der Umgang mit der Sprache. Ich begann, mit einzelnen Begriffen umzugehen und die Synonyme nachzuvollziehen, die in den Worten liegen. So entdeckte ich immer mehr das Wunder der Sprache, fragte mich mit der Zeit aber auch, wieso ich nicht versuchte, die Sprache visuell zu benutzen und umzusetzen. Die Antwort kam sehr spät, da war ich bereits 68 Jahre alt: Ich habe mich nicht getraut, habe so viel Kunst gesehen und die eigene Galerie mit meinem ehemaligen Mann geführt, dass ich es mir selbst nicht zugetraut habe. Seit 2010 wage ich es.

Sie haben davon gesprochen, dass es für Sie ein Ideal war oder auch noch ist, das Unsichtbare sichtbar und das Sichtbare unsichtbar zu machen. Wann hat Sie diese Thematik angefangen zu berühren?

Die formulierte Thematik heißt ursprünglich «Ich bin da, sagt das Sichtbare zum Unsichtbaren. Ich bin da, sagt das Unsichtbare zum Sichtbaren.» Diese Formulierung – wie sie da so steht – ist mit der Zeit entstanden, aber das Gefühl, dass da etwas hinter den Dingen, in den Dingen, über den Dingen oder neben den Dingen ist – und also auch in mir – das war von früh auf da. Ich habe kaum darüber gesprochen. Es war auch niemand da, mit dem ich darüber hätte reden können. So habe ich mich dieser Thematik allein genähert. Sie hat mit meinem großen Interesse an Philosophie, Religiosität und Spiritualität zu tun. Nicht zuletzt aber auch mit einem großen Vertrauen in die Abläufe und die Richtigkeit der Dinge. Viel später fand ich für das Unsichtbare im Sichtbaren beziehungsweise das Sichtbare im Unsichtbaren einen Satz, der genau das sagt, was ich meine: «Das Geistige manifestieren, das Manifeste vergeistigen».

Diese Doppelheit vom Unsichtbaren und Sichtbaren weist auf einen Bereich hin, den man als das Geheimnis umschreiben könnte. Sie haben sich sehr viel mit Hermetik beschäftigt. Wie fließt diese in Ihre bildnerische und die sprachliche Arbeit mit ein?

Die Hermetik ist für mich das, was für andere vielleicht die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft bedeutet oder ist. Ich habe in der Hermetik, in den hermetischen Schriften – insbesondere im Corpus Hermeticum – viele Darstellungen gefunden, mit denen ich in Übereinstimmung bin, die mir Antworten gaben und geben, die ich suchte und immer noch suche. Dieses ganze Oben und Unten, also «was oben ist, das ist auch unten, und was unten ist, das ist auch oben» ist sehr verschlüsselt, aber inzwischen auch abgenutzt. Kurz gesagt geht es um das Große Werk und das Kleine Werk. Anders gesagt: Um Gott und Mensch. Gleichzeitig geht es um alles das, was dazwischen ist: Himmel, Zwischenreich, Erde, eine Einheit diese Dreiheit! Für mich ist die Vorstellung, wie die Hermetik sie lehrt – die pythagoreische Hermetik, um es genau zu sagen – der Zugang zu meinem Weltbild, und dieses Weltbild passt sehr gut in die Natur. Es passt weniger in die naturwissenschaftliche und die technische Welt. Die Grundsätze der Hermetik, ausgegangen von Thot, dem Weisheitsgott der Ägypter, über seinen Nachfolger Hermes Trismegistos, der später zum Götterboten der Griechen wurde, bis hin zu Merkur bei den Römern – diese Grundsätze entsprechen meiner Vorstellung vom Sein und Dasein und vermitteln mir eine sinnvolle Erklärung dafür, wie ich dem gesamten Leben und der Entwicklung gegenüber stehen kann. Das alles fließt in meine Arbeit ein.

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> Ausstellung im Lyceumclub Basel

> FokusBuchKunst2 in der Trotte Arlesheim